Der vom YGGDRASIL-Kreis ins Leben gerufene Heidentag fand dieses Jahr, am 23. September 2000, zum zweiten Mal statt. Wieder trafen sich auf der Maininsel in Frankfurt Heiden aus allen Himmelsrichtungen. Inmitten der Betonwüste Frankfurt, bei strahlend blauen Himmel, auf einem der wenigen grünen Flecken der Stadt, wurde ein Fest gefeiert, Erfahrungen ausgetauscht und Verständnis untereinander gefördert. Eingeladen waren Gruppen verschiedenster heidnischer Richtungen: Wicca, Asatru, traditionelle Hexen, freifliegende Hexen usw.
Das Eröffnungsritual leitete der Druide Fearrac Dearraich, den Kreis schlossen Priester und Priesterin des ISIS-Tempels. Alle standen in einem großen Kreis, keiner draußen und keiner drinnen, wie es der Brauch ist und mit einem großen, runenbeschnitzten Horn wurde der Blot getrunken.
Der Meister des Tanzes Karlnunnios lehrte uns verschiedene Folkloretänze aus unserer europäischen Tradition und wie an den Gesichtern der Tänzer abzulesen war, hatten alle viel Spass dabei.
Um 18 Uhr trafen sich alle zum heidnischen Forum. Die verschiedenen Gruppen und einzelne Leute stellten sich vor und erzählten etwas über ihre Arbeit. Der YGGDRASIL -Kreis machte den Vorschlag einen Arbeitskreis zu bilden, der zum Ziel hat, einen Dachverband für Heiden zu gründen. Die beiden wichtigsten Gründe und Ziele des Dachverbandes sollten sein: Erstens eine klare Abgrenzung zur rechtsextremen Szene und zweitens, vor allem auch in diesem Zusammenhang, ein Ansprechpartner für Medien und sonstige gesellschaftliche Institutionen zu sein, um Schutz gegen willkürliche Diffamierungen zu bieten, gegen die sich kleine, regionale Gruppen und Einzelne kaum wehren können. Zwischen den anwesenden Gruppen bestand ein Konsens dahingehend, daß es sinnvoll sei einen Arbeitskreis zu bilden. Dazu gab es auch schon ein erstes Papier, daß dem Arbeitskreis als Arbeitsgrundlage dienen kann: Der kleinste gemeinsame Nenner in ca. zehn Punkten, für ein Statut und die Vereinsziele, zusammen gefaßt. Über die weitere Ausgestaltung eines Dachverbandes werden noch Gespräche stattfinden. Das o.g. Papier kann angefordert werden. Gruppen die gerne mitwirken möchten, werden gebeten, Verbesserungsvorschläge zu machen und diese zur Verarbeitung an den YK zurück zu senden.
Nach dem Forum stärkten sich die Teilnehmer mit gegrilltem Wildschwein, bevor gegen 20.00 Uhr das Tor zum ”Heiligen Hain”, dem heidnischen Erfahrungsfeld geöffnet wurde. Ein Teil der Insel wurde zu diesem Zweck abgesperrt und mit Fackeln und Kerzen beleuchtet. Die Teilnehmer wurden durch 13 Abschnitte geführt und konnten dort körperliche und geistige Erfahrungen machen, die eng mit dem naturreligiösem Leben verbunden sind. Mit Hilfe von Schautafeln wurde neben einem geschichtlichen Überblick über die Tradition der europäischen Religion, auch wissenswertes über Runen, Magie und Hexenkunst dem Interessierten nähergebracht. Ob Schnuppernase oder alter Hase, für jeden war etwas dabei. Zum Abschluß wurde der Lederverschlag zur keltischen Schwitzhütte geöffnet. Der Ablauf der Reinigungszermonie stand ganz in unserer keltischen-germanischen Tradition. Für die Teilnehmer eine sehr intensive Erfahrung.
Bei Met und verschiedenen Weinen aus eigener Herstellung wurde unter sternklarem Himmel und wärmendem Feuer bis in die Morgenstunden erzählt und gefeiert.
Am nächsten Morgen wurde gemeinsam gefrühstückt und die Zelte abgebaut, und alle machten sich auf den Heimweg, in dem Bewußtsein, daß die Gruppen, so unterschiedlich sie auch sein mögen, alle an dem gleichen Ziel arbeiten: Die harmonische und liebevolle Verbindung zu allen Wesen und Lebewesen wieder herzustellen und zu pflegen, und somit
die Erde und die Menschen zu heilen.