Expressionen nach dem Feuerlauf – Oktober 2005 im Taunus
Es ist der Feuerfunke in deinen Augen, der wieder blitzt…
Kein Feuerlauf ist wie ein anderer! Auch nach vielen Feuerläufen lässt sich feststellen, dass das Feuer immer wieder Überraschungen bereit hält. Die Verwandlung die stattfindet ist spürbar, sichtbar und manchmal zeigt sie sich erst Wochen später. Die Berichte die ihr hier lesen werdet, könnte man auch „Protokoll einer Begegnung mit dem höheren Selbst“ nennen…
Als wir das Feuer zündeten und die Flammen in die Höhe schossen, als die Salamander begannen für uns zu tanzen und die Hitze unsere Gesichter rötete, war es blanke Ehrfurcht, die mich packte. Ich versank immer wieder in den Flammen. Alles in mir und um mich herum verstummte immer wieder solange, bis sie mich wieder ausspuckten. Wäre da nicht diese fast unerträgliche Hitze gewesen hätte ich mir vielleicht sogar gewünscht vom Feuer verschluckt zu werden. Ich liebe Feuer. Und genau das war das letzte gewesen was ich in das brennende Holz gab, bevor ich wieder in ins Haus zurück ging. Die Stunden vergingen und ich überprüfte in der Pause vorsichtshalber mal, wie nah der Glutteppich mich an sich ran ließ. Die Hitze war immer noch unerträglich. Ich lief einmal um die Glut herum und spürte tiefes Vertrauen. Ich hatte schon öfter in meinem Leben komplett abgegeben an mein göttliches Selbst, aber immer aus der Not heraus. Dieses Mal war es anders: es war ein Gefühl von Freiheit und Liebe (ich glaube das dass Liebe war…). Von da an freute ich mich ganz aufrichtig auf den Feuerlauf. Als es dann endlich soweit war und ich vor der Glut stand, hatte ich alles vergessen was Volkert uns gesagt hatte und ich öffnete mich einfach nur noch dieser Kraft und es verschlug mir den Atem, so daß ich nicht mal mehr das AWEN hervorbrachte. Auch sah ich Volkert nicht mehr auf der anderen Seite stehen. Es gab nur noch die Glut und mich selbst und Freude und Vertrauen und Liebe und Kraft. Ich wunderte mich noch während ich lief über die Festigkeit und den Rhythmus meiner Schritte. Es lief mich ? Oder war das wirklich ganz mein Selbst ? Jedenfalls war es einer der schönsten Momente in meinem Leben…
Raus aus der Bratpfanne, rein ins Feuer (engl. Sprichwort)
Jetzt ist es also so weit. Nach zwei Tagen intensiver Vorbereitung wollen wir nun über das Feuer laufen, den Glutteppich, zu dem der hohe Holzstoß zerfallen ist, den wir am Vortag gemeinsam aufgeschichtet und angezündet haben. Während des gemeinsamen Singens und Tanzens, der Übungen und Fragen, habe ich bestimmt sämtliche Höhen und Tiefen meines emotionalen Spektrums erlebt: Angst, Zuversicht, Niedergeschlagenheit, Euphorie, Zweifel, Misstrauen, Vertrauen, Angst um mich, Angst um die anderen, Unruhe, Ruhe, Staunen, Einsicht. Mehrmals habe ich den Mund aufgemacht, ohne zu wissen, was ich sagen werde, und mich Dinge sagen hören, von denen ich gar nicht wußte, daß ich sie sagen will. Und immer wieder, im Hintergrund, wie der leise, stetige Gesang von gleichmäßigem Regen: Du mußt nicht gehen. – Ich möchte aber. – Du kannst gehen, oder Du kannst auch nicht gehen. – Aber ich will gehen! Das kannst Du jetzt nicht entscheiden. – Aber ich möchte! Keiner weiß, ob er geht. Erst, wenn er vor der Glut steht. Kurz vorher habe ich eine Entscheidung getroffen. Nein, nicht die, ob ich gehe oder nicht gehe! Das war mir mittlerweile fast gleichgültig. Aber ich habe entschieden, als wer ich gehe – oder nicht gehe. Und wenn es zu sonst nichts gut war, dann zumindest hierfür. Wir gehen hinaus auf den Hof, es ist inzwischen so pechschwarze Nacht, wie ich sie selten erlebt habe. Die lange Straße aus Glut leuchtet in einem unirdischen Rot. Wir stellen uns an den Seiten auf; die aufsteigende Hitze ist so stark, daß man nicht näher als bis auf zwei Schritte herangehen kann, ohne sich zu verbrennen. Wir beginnen, Awen zu singen, und Volkert geht als erster. Er verbeugt sich vor dem Feuer und geht. Es folgen weitere. Ich will es auch versuchen! Ich trete vor die Glut und verbeuge mich tief. Dann gehe ich in die Hocke und versuche, mit dem Feuer Kontakt aufzunehmen, wie es uns gesagt worden ist. Ich warte. Nichts.Bitte, Feuer. Laß mich… Immer noch nichts. Kein Ja, aber auch kein Nein. Und dann, endlich, eine Frage. Sie ist an diesem Tag schon einmal gestellt worden, und ich habe überlegt, was mich am meisten bewegt, was mich am stärksten berührt hat, in meinem Leben. Und ich gebe die gleiche Antwort, die ich heute Nachmittag schon gegeben habe. Wofür würdest Du über´s Feuer gehen? Für einen geliebten Menschen. Das scheint nicht zu reichen. Erstaunlicherweise folgt noch eine zweite Frage.Für welchen? Mir kommen drei Namen in den Sinn. Einer ist meiner. Dann gebe ich (?) eine Antwort, die mich sehr überrascht. Egal für welchen. Es gibt keinen Unterschied zwischen Euch. Ihr seid alle der gleiche Mensch.Ich recke unvermittelt die Arme in die Höhe, gleichzeitig mit dem Aufstehen, singe Awen und trete auf die Glut. Die Menschen rechts und links sind verschwunden. Auch am anderen Ende steht niemand. Ich betrete einen weiten, schwarzen, leeren Raum ohne Grenzen. Der Glutteppich erstreckt sich bis zum Horizont, das Ende ist nicht zu sehen. Es ist still. Ich gehe und denke „Das ist ja gar nicht heiß“. Ich bin all-ein. Als ich vom Glutteppich steige, taucht recht unvermittelt ein Mensch vor mir aus der Schwärze auf, und ich umarme ihn sehr fest, oder er umarmt mich sehr fest, das ist schwer zu sagen. Ich höre mein Herz schlagen, mein Blut singen und fühle meinen Atem. Der Mensch läßt mich auch ziemlich abrupt wieder los und schubst mich in Richtung einer kleinen Wanne mit Wasser, in die ich meine Füße tauche. „Du hattest Glut unter den Füßen, hast Du Dir was getan?“ flüstert die freundlich-besorgte Stimme. Wenn ich bloß wüßte, wer das ist? Der macht sich Sorgen um meine Füße! Ich lächle der Dunkelheit zu und erwidere, wahrheitsgemäß: „Nein, ich glaube nicht.“ Die Stimme flüstert einigermaßen bestimmt „Wir schauen später nach!“ Ich reihe mich wieder ein, und währenddessen fangen meine Fußsohlen heftig an zu brennen. Ich werfe einen Blick auf meine Füße und sage zu ihnen, wie zu einem schauspielernden Kind: „Also, jetzt reicht´s aber. Ich weiß genau, daß ihr heil seid.“
Als wir am Ende über den Hof laufen, tun die Füße weh – aber das ist, weil die Steine kalt und hart sind. Meine Füße sind und bleiben heil. Und als wir sie nachher im Licht genau ansehen, stellt sich heraus: sie sind tatsächlich heil. Und ich bin auch heil.
Obwohl ich nicht über´s Feuer gelaufen bin, haben die zwei Tage viel in mir bewegt. Auf dem Weg nach Frankfurt hatte ich ein unglaublich befreiendes Gefühl. Ich habe mich darauf gefreut, alles Unwichtige, Überflüßige aus meinem Leben rauszuwerfen und dafür mit meinen zum Teil schon abgehakten Träumen zu füllen. Als ich dann in Hungen ankam, wurde mir bewußt, daß ich jetzt alleine bin; ohne Eltern, die versuchen mich ihren Vorstellungen anzupassen. Das war einerseits ein sehr befreiendes Gefühl, andererseits war ich traurig/wütend auf sie. Ich ging spazieren. Dabei trat mir das Bild vor Augen, daß in meinem Körper viel Schwärze ist. Ich erinnerte mich an meine Kindheit und fing spontan an zu weinen. Das klingt jetzt vielleicht komisch, aber ich hatte das Gefühl, schwarze Tränen zu weinen und schwarzen Atem auszuspeien; selbst mein Schweiß war schwarz. Doch in mir war eine helle Flamme – ganz klein und schwach – die jedoch mit jedem neuem Atemzug frischer Luft ein wenig stärker loderte. Sie brennt die Schwärze weg, um Platz für neues Leben zu machen. Ich habe Gefühl viel klarer zu sehen und total viel Hunger. Ich will so wie ich auf der körperlichen Ebene gute, gesunde Nahrung aufnehme, in mein Leben gute und gesunde Dinge in mich lassen; auf der gedanklichen Ebene merke ich, daß ich noch nicht ganz klar bin. Doch ich merke, daß auf allen drei Ebenen viel in Bewegung geraten ist und bin sehr dankbar dafür. Manchmal tut es sehr weh, aber ich weiß daß es Wunden sind, die jetzt endlich ausbluten dürfen. Und mit der einsetzenden Heilung wird Energie frei. Energie/leben, daß ich endlich nutzen und nach meinen Vorstellungen gestalten kann.
Ich war ganz überrascht, dass es so was wie einen Feuerlauf bei uns gibt. Bis zu diesem Zeitpunkt war mir das nur von Indien und da auch nur von sehr hoch vergeistigten Fakiren bekannt. Ich fand es absolut spannend, dazu überhaupt eingeladen zu werden. Neugierig wie ich nun mal bin, meldete ich mich bei den KultURgeistern an. Die Möglichkeit so etwas live mitzuerleben und nicht nur im Wohnzimmer von der 1. Reihe aus anzuschauen faszinierte mich. Auch war ich verblüfft, dass ich mich selbst nicht einschätzen kann, ob ich über das Feuer laufen will oder nicht und wie wenig ich mich selber kenne. Als ich mein Vorhaben meinen Mann erzählte, lachte er nur und erklärte: „Du bist eine Hexe, du fliegst halt darüber. Dir passiert bestimmt nichts. Das Auto war fertig gepackt und ich ging noch mal in das Haus um mich von meiner Familie zu verabschieden. Da sagte ich es auch meinem jüngsten Sohn (20). Der meinte nur: „Stolpere nicht.“Auf der langen Autofahrt ging mir einiges durch den Kopf. z.B. wenn ich wirklich gehen soll und nach der halben Strecke hört meine Energie auf, wer zieht mich dann aus der Glut? Auch kann ich nicht einmal richtig barfuß auf Steinen laufen. Selbst in der Isar trage ich Schuhe, denn es ist mir unmöglich auf Steinen zu gehen. Die Glut ist sicherlich uneben. Da bedarf es nicht einmal der Hitze, damit ich Schwierigkeiten habe darüber zu gehen. Als wir am Tag vor dem Lauf den Holzstoß aufgerichtet hatten, war er für mich der Schönste, den ich je gesehen hatte. Am Tag des Feuerlauf´s zündeten wir mit selbstgemachten Fackeln den Holzstoß an. Dann tanzten und sangen wir um den Brandherd, bis er kraftvoll loderte. Wir saßen um das Feuer und sahen fasziniert den Flammen zu. Wir gingen wieder in den Seminarraum, um uns weiter auf den Feuerlauf vorzubereiten. Irgendwann sagte unser Lehrer dann, „in zehn Minuten treffen wir uns am Feuer. Zieht eure Strümpfe aus und krempelt die Hosen bis zum Knie hoch“. Da merkte ich auf einmal meine Aufregung. Noch immer war mir völlig unklar,
wie ich mich entscheiden werde. Aber wie auch immer meine Entscheidung ausfällt, ich war froh dabei sein zu dürfen. Es war bereits dunkel, als wir uns an den beiden Längsseiten des Glutteppichs aufstellten. Unser Lehrer stellt sich auf den Startplatz. Wir fingen an das Awen zu singen. Ich war total geschockt und dachte, um Himmels willen, der wird doch jetzt nicht darüber gehen. Er ging in die Hocke und wirkte voll konzentriert und in sich gekehrt. Zu meinem Entsetzen, stand er auf, streckte seine Arme zum Himmel und ging über die Glut. Mir fiel die Kinnlade herunter. Ich dachte, das gibt es doch gar nicht. Da stellte sich auch schon der Nächste auf den Startplatz. Ich war total entsetzt, dann ging auch er. Eine Frau trat aus der gegenüberstehenden Reihe und ging zum Startplatz. Ich dachte, hoffentlich verbrennt sie sich nicht die Füße. Aber auch sie ging darüber. Bis jetzt schaute es bei jedem so aus, als wenn sie die Glut nicht spürten. Dann ging die Frau neben mir. Für mich war alles so verwirrend. Ich sah etwas und konnte es nicht fassen. Als sie sich neben mich stellt, fragte ich sie ganz ungläubig; „Geht das wirklich?“ Sie sagte: „Ja, das geht“ und musste über meine Frage und über meinen Gesichtsausdruck lachen. Es gingen noch einige und die Faszination des Feuers und der Wunsch es auch zu probieren (wo ich schon einmal hier war), wurden immer stärker. Ich nahm all meinen Mut zusammen und dacht, jetzt probiere ich es. Da ging noch einer aus unserer Reihe zum Startpunkt und ich wusste, ich bin die nächste. Nun stand ich auf dem Startplatz. Das lodern de Glut faszinierte mich. Mir war bewusst, wenn ich etwas falsch mache, verbrenne ich mich. Zweifel stiegen in mir auf. Ich hatte großen Respekt vor der Kraft des Feuers und das Wissen, das das Feuer, wenn ich darauf gehe, Macht über mich hat. Mir kamen Zweifel ob ich es schaffen werde. Nur wenn ich es nicht probiere, weis ich es nicht. Ich weis es erst, wenn ich auf der anderen Seite heil ankomme. Ich versuchte alles, was uns unser Lehrer gesagt hatte mir in Erinnerung zu rufen. Ich bat das Feuer und stellte es mir gleichzeitig bildlich vor, dass es, wenn ich auf ihn gehe, für mich wie ein Teppich aus feuchten Moos sein soll. Diese Vorstellung war sehr einfach, denn in Wirklichkeit stand ich auf kühlem feuchten Gras und es fror mich schon eine Zeit lang, so dass ich eigentlich froh war, auf etwas wärmeren zu stehen. Ich bat nun das Feuer um Erlaubnis, heil darüber zu gehen. Auch bat ich meine Schutzgeister mir beizustehen und mich zu beschützen. Zu meiner Verwunderung bekam ich keine Antwort.Ich wollte jetzt unbedingt hinüber, aber ohne Erlaubnis traute ich mich nicht. Ich fragte noch einmal das Feuer um Erlaubnis darüber zu gehen. Als Antwort kam „Warum gehst du nicht“? Ich: „Ja darf ich“? Antwort „ja geh halt“.Ich stellte mich aufrecht hin, die Arme zum Himmel gerichtet, schmiß meinen Lebensfaden auf die andere Seite des Feuers und bei „e“ fing ich an zu gehen.Beim ersten Schritt merkte ich, das ich mich nicht verbrannte. Beim 2. Schritt wurde mir bewußt, wie angenehm es ist über glühende Kohlen zu gehen. Ich war vollkommen überrascht, in meinem Leben bin ich weder barfuß noch in Schuhen über so was wunderbar, angenehmes für meine Füße gegangen. Es war mit nichts zu verglichen. Die Kälte der feuchten Wiese war weg. Es war auch nicht warm. Ich spürte keine Unebenheiten unter mir. Die Macht des Feuers war präsent. Aber ich fühlte mich auf dem Glutteppich wohl und willkommen.
Vom Feuerlauf habe ich schon öfters gehört. Als mich dann ein Freund fragte, ob ich bei einem Feuerlauf mitmachen will, sagte ich spontan zu. Der Gedanke, mit dem Feuer eine so nahe Verbindung einzugehen faszinierte mich. Natürlich kam dabei auch die Angst auf, mich dabei verbrennen zu können, obgleich ich wiederum eigentlich keine Angst hatte…Außerdem würde ja alles geordnet ablaufen, von jemanden geleitet, der darin schon Erfahrung hat. Beim Gedanken an das Feuer fühlte ich auch so etwas wie eine Urkraft mit der ich Kontakt aufnehmen konnte. Nicht bloß außerhalb von mir, sondern auch einer gleichen Kraft in mir selbst. In der Zeit bis zum Feuerlauf dachte ich nicht mehr viel darüber nach, aber einige Tage nach dem Feuerlauf erinnerte ich mich, dass ich diesen Feuerlauf als ein Ereignis spürte, in dem ich mir selbst näher kommen würde, oder vielmehr, dass ich mein Inneres Feuer besser kennen lernen würde. Das Feuer sehe ich immer im Zusammenhang mit Selbstbestimmung, Selbstkontrolle, Energieumwandlung, Bewegung, einfach als einen kämpferischen, lebendigen Ausdruck des Lebens. Deshalb verband ich mit dem Feuerlauf auch die Hoffnung, mich besser vor niederdrückenden Kräften verteidigen zu können, aber auch meinem Leben einen stärkeren Ausdruck geben zu können.
Weil ich aber wenigen Menschen zutraue, dass sie einen Sinn für das Feuerlaufen haben, gab es kaum jemand, dem ich es erzählt habe. Diejenigen, die sich in ihrem Leben für mehr als nur den Alltag interessieren, betrachteten dieses Ereignis als etwas besonderes, als etwas, das mehr im Inneren des Menschen etwas bewegen kann. Die anderen gaben sich dagegen eher besorgt. Der Holzstapel wurde von allen Teilnehmern gleichzeitig angezündet. Er wurde nicht nur vom Leiter allein angezündet, was das Ereignis mehr in die Richtung Zweckmäßigkeit hätte fallen lassen. Die ganze Vorbereitung in den zwei Tagen war überhaupt von Gemeinsamkeit geprägt, was dem Geschehen etwas Besonderes verlieh. Ich hatte mir nämlich keine so heimliche Atmosphäre vorgestellt. Die Anspannung war aber erst dann wirklich groß, als es am Abend hieß: „Jetzt gehen wir alle hinaus“ Zuvor hatten schon alle die Glut am Boden durch das Fenster betrachtet und sich wahrscheinlich auch so wie ich gefragt: „Und da sollen wir drüber gehen?“ Als wir dann um das Feuer standen, ging es nicht sofort los. Wir meditierten vielmehr so, wie wir es vom Leiter in den zwei Tagen zuvor immer wieder gelernt haben. Die Schuhe hatten wir vorher ausgezogen und umkreisten so die Feuerglut.
Meine erste Reaktion war, dass ich die davon ausgehende Hitze kaum aushielt, während mir die Füße schmerzten, weil ich vom nassen Gras zu kalt bekam. Aber das verging mit der Zeit und auf einmal bemerkte ich, dass ich weder zu heiß am Körper, noch zu kalt an den Füßen hatte. Schließlich reihten wir uns alle links und rechts vom Glutteppich auf. Der Leiter ging als erstes und das war das eigenartige. Er rannte nicht, er ging langsam. Eigentlich wusste ich das schon, denn wir wurden ja alle darüber informiert, aber es zu sehen ist trotzdem etwas anderes. Als ich dann etwas aufgeregt selbst davor stand, wartete ich vergebens auf die Innere Stimme, die mir, wie es hieß, ein Ja oder Nein geben sollte. Etwas enttäuscht und ängstlichch sagte ich mir schließlich selbst: „Ich will“ und ging darauf los. Dabei hatte ich sowohl vorher als auch während des Darüberschreitens kaum Angst. Erst einige Tage später wurde mir bewusst, dass ich eigentlich schon die ganze Zeit über wusste, dass ich gehen kann oder soll. Aber die Innere Stimme ist immer so leise, dass ich sie meistens überhöre, was mir schon oft genug aufgefallen ist. Während ich über die glühenden Kohlen ging, hatte ich auch das Gefühl, dass es so etwas wie einen Kampf zwischen Feuergeistern und solchen Geistern gab, die einen nur die Energie absaugen würden, und dass ich von solchen Geistern gereinigt würde. Am Ende der Feuerlaufes war ich weniger innerlich aufgewühlt, als vielmehr mit einem Feuer geladen, so als hätte das Feuer deshalb nicht die Füße verbrannt, weil es weiter in mein Seele dring. Am Tag danach habe ich mich einfach gereinigt gefühlt. Ich fühlte mich leichter, sicherer und ruhiger. Aber auch einige Tage danach fühlte ich noch immer dieses Feuer in mir, das ich so nah unter meinen Füßen spüren durfte. Die Erinnerung an so etwas Hautnahes schwindet nicht so einfach aus dem Gedächtnis oder aus der Seele. Für mich war der Feuerlauf eine seelische Säuberung und ein inneres Aufrütteln. Aber durch dieses Ereignis konnte ich auch Leute kennenlernen, die so wie ich im Leben tiefere Erfahrungen machen wollen, als es der Alltag ermöglicht, – und dass man nicht allein dasteht, wenn man sich für solche Dinge interessiert. Der Feuerlauf hat mich auch besser erkennen lassen, dass der Wille die scheinbaren Grenzen überwinden kann, und man sich nicht einfach alles „einlöffeln“ lassen darf, weil man sonst in der Fremdbestimmung endet und das Leben fängt erst mit der Selbstbestimmung an. AWEN