Was ist Religion

Wenn wir zu einem Lexikon greifen und nach „Religion“ suchen, finden wir sie definiert als „ein Glaubenssystem rund um ein suprematives Wesen, eine Gottheit oder Gottheiten und deren Verehrung“. Dies ist natürlich die Konsensrealität der Religion. Laß sie uns für den ersten Moment so gebrauchen, denn sofort zwingt sie uns zu der Frage: Was ist die Gottheit der Druiden, Goden und Hexen ? Jeder auf diesem Gebiet scheint andere Göttinnen und Götter zu verehren und sogar jene, die die Gleichen zu verehren scheinen, können völlig unterschiedliche Vorstellungen von den Attributen ihres Gottes oder ihrer Göttin haben. Laß uns über das Supremate Wesen oder die ultimate Gottheit nachdenken. Bei Gedanken daran, versuche über die kleinlichen Definitionen, wie eine männliche oder weibliche Form, hinauszugehen. Bedenke: Wir halten Ausschau nach dem Ultimaten, vielleicht der ersten Ursache, die schon vor dem ersten großen Knall existierte. Wir sind keine Gläubige an eine Schöpfung im christlichen Sinne. Wir glauben, daß es eine ursprüngliche Schöpfung gab oder gibt. Um dir einige Ideen zu vermitteln sind hier einige mögliche alternative Definitionen von Gottheit:

Ist sie männlich oder weiblich ?
Dies beinhaltet eine Visualisation der Ultimaten Gottheit als eine anthromorphe Gottheit, d. h. in Gestalt einer Person oder eine Tieres (zoomorph). Wir können diese Bild der Gottheit schnell beiseite legen, denn Gott muß jenseits unserer Form stehen. Eine ultimate Gottheit kann kein zorniger, strafender Gott wie z.B. Jehova sein. Und eine männliche supremate Gottheit durch eine weibliche zu ersetzen, macht noch lange keine Naturreligion aus. Das Männliche und das Weibliche in einer lustvollen Vereinigung ist eine Annährung an die ultimate Gottheit, wie sie im östlichen Yin Yang gesehen wird. Für viele Menschen scheint diese Metapher bedeutungsvoll zu sein. Wenn zwei gegengeschlechtliche Menschen miteinander verbunden sind , repräsentieren sie in vielen Kulturen eine Gottheit.

Manitou
Der Gott der amerikanischen Ureinwohner wird oft als männlich beschrieben – wenn Du aber das Vertrauen von wissenden Schamanen erlangst, die noch nicht durch die Häresie des Christentums verblendet wurden, dann wirst du entdecken, daß Manitou tatsächlich die Summe aller Geistkräfte in allem ist. Die meisten Schamanen stimmen darin überein, daß „leblose“ Objekte wie Felsen ebenfalls Geistkräfte bergen. Manitou ist die Summe alles Spirituellen, das existiert, und daher ist er offensichtlich asexuell.

Das Wyrdnetz
Wenn wir der Idee von Manitou noch die Idee eines Netzes hinzufugen, und sagen, daß jede spirituelle Kraft mit jeder anderen spirituellen Kraft verbunden ist, dann kommen wir so nahe an die ultimate Gottheit heran, daß wir dieses Konzept nutzen können: Du bist ein Knotenpunkt des Netzes und das Zentrum deines Universums.

Für uns ist die Gottheit „Das Netz von Wyrd “ Es ist eigentlich ganz einfach und birgt für viele Menschen eine instinktive Wahrheit. Wir postulieren hier einen spirituellen Gott, wobei wir all die materiellen Dinge ausgelassen haben, aus denen das Multiversum gemacht ist. Es ist interessant festzustellen, dass in Griechenland die Zeit (Cronos) als der ältere Gott gesehen wurde. In den jüngsten mathematischen Gedanken – von Einstein bis Dirac – ist die Zeit der Erzeuger von Materie, denn wenn die Zeit aufhört, kann Materie nicht länger existieren. Wie Materie in der Zeit aussieht, die Qualität unseres Lebens, das ist das Schicksal.

Da die Zeit fliessend ist, kann man sie auch als Gott denken und kann den Zweck unserer Existenz als Schicksal sehen. Da in unserer Vorstellung , Gott die Summe all der Teile vom Geist im Universum ist, enthält jeder von uns einen Teil von Gott. Darin liegt die Bedeutung unseres Spruchs „Du bist Gott“, Du bist die Göttin“ begründet. Mit solchen Affirmationen erkennen wir an, dass das „Ich“, der spirituelle Teil von uns, tatsächlich ein Teil von Gott ist. Nun beherbergt das „Ich“ ein „Mich“, den Körper und innerhalb des „Michs“ gibt es Millionen von lebenden Organismen, jeder mit einem eigenen Geist. Wenn wir uns vorstellen, dass all diese miteinander verbunden sind, dann kann es in der Tat sein, dass dein Geist das Netz ist für all jene anderen Geister. Der Gott, der in dir ist, ist auch ein Netz, so wie auch die ultimate Gottheit ein Netz ist. Und so wird der alte Spruch „Wie oben, so unten“ aus der Idee eines Netzes innerhalb eines Netzes geboren. In jedem von uns gibt es ein Stück der Ultimaten Gottheit plus eines materiellen Seins, das von der Konsensrealität konstruiert wurde. Die Konsenrealität ist das Resultat der Glaubensvorstellungen aller Intelligenzen, die sie zusammen ausmachen. Daher lautet die Frage: „Was ist die operierende Energie, die in der Konsensrealität wirksam wird? Ist es spirituelle Energie von Gott oder ist es Energie von lebenden Wesenheiten? Die Bedeutung dieser Frage erklärt sich vom magischen Standpunkt aus. Kann die ultimate Gottheit direkt die Konsensrealität verändern oder beeinflussen? Diese Frage beschäftigt die Geister der Philosophen schon seit Jahrhunderten. Die generelle Meinung scheint zu sein, dass die ultimate Gottheit keine Macht über oder in der Konsensrealität hat. Denn dann wären wir nur Schachfiguren, der Willkür Gottes ausgesetzt. Vom philosophischen und auch vom praktischen Standpunkt aus, ist es daher besser davon auszugehen, daß die ultimate Gottheit von der weltlichen Kraft, die du erzeugen kannst (die Kraft, bioplasmische Energie ,Chi,Prana,Od usw), die die tatsächliche Konsensrealität konstruiert, verschieden ist. Eine unmittelbare, logische Folge dieses Konzeptes der Ultimaten Gottheit und der Konsensrealität ist, dass eine Bitte an die utimate Gottheit für uns etwas bestimmtes zu tun, reine Zeitverschwendung ist. Um die Konsensrealität zu verändern, müssen wir Energien verwenden, die auf der Ebene der Konsensrealität wirken, d. h. Energien, die wir selbst an jenem Ort produzieren. Dies bringt uns zur Betrachtung der Idole/ Fetische/ Kraftobjekte, die viele von uns auf ihren Altären stehen haben, und die die Anthropologen „Hausgötter“ nennen. Was repräsentieren sie? Einige würden sagen, sie repräsentieren Aspekte Gottes, aber wenn Gott undefinierbar ist ausser als etwas netzähnliches, dann können solche Idole keine Aspekte Gottes repräsentieren. Hausgötter sind seit Jahrhunderten in Gebrauch und so müssen sie ein Bedürfnis des menschlichen Geistes erfüllen. Ist es das Bedürfnis nach Perfektion zu streben oder ist es die Idealisierung von Schönheit? Wir denken, daß dies nur Teil der Antwort ist. Gottheiten lassen Dinge passieren; sie sind Psycho-Speicher für unsere psychischen Energien. In Zeiten der Not sind diese Energien für uns als Hilfe verfügbar. Wir mögen Isaac Bonewits Metapher von dem „Bankkonto bei der Sparkasse*. Mit Gebeten des Dankes und anderen Energien, füllen wir die Konten, die die Namen „Odin“, „Freya“, „Cerridwen“, „Aradia“ oder wie auch immer tragen. Wenn wir diese Gottheiten rufen und um etwas bitten, dann ist das, was du wirklich tust, eine Art „Abhebung vom Sparkonto“. Du musst deine eigene Idee von Gott und daraus deine eigene Philosophie entwickeln, denn nichts ist ausser man tut es. Ohne diese zentrale Kernidee ist die verbleibende Philosophie nicht mehr als eine intellektuelle Übung, die in der wirklichen Welt keine Anwendung findet. Die Schamanen würden sagen: „Wie kannst du den Bären durch ein Bild erfahren? Kommuniziere mit den anderen Knotenpunkten des Netzes. Wie kannst du die Transzendenz Gottes erfahren, ohne dich in die Wälder und auf die Berge zu begeben, – oder selber mit dem Wolf zu tanzen?

Das Geschäft mit Gott
Unsere frühen Vorfahren versuchten mit ihren Gottheiten über den Weg des Opferns Geschäfte zu machen und Kontakt zu finden. Die Härten des Lebens waren ihnen nicht fremd und der Gedanke eines Opfers als etwas, das die Gottheiten anerkennen würden, war einfach zu erstehen. Das Konzept des Opferns wurde daraus geboren, dass der Geist eines Opfers, das sich willig hatte opfern lasset zum Gefährten der Gottheit werden würde und dann wenn nötig eingreifen könnte, um im Namen des Stammes, Gunst zu erbitten. Die Opfer an eine weibliche Gottheit waren dann natürlich die bestaussehendsten jungen Männer, und die Opfer an eine männliche Gottheit die schönsten jungen Frauen. Der Gottheit eines anderen Aspektes, etwa dem Gott der Ziegenherden, war es passender als Opfer den perfektesten Ziegenbock, die beste Ziege zu opfern, und einer Korngottheit die perfekteste Getreideähre. Da nur der Geist sich nach oben oder unten bewegte, konnten nach der passenden Zeremonie der Stamm die Opfergaben essen. Bevor sie auf die Jagd gingen, machten frühe Jäger den Gottheiten gegenüber das Versprechen, den Geist der Tiere, das sie töten würden dem grossen Geist dieses Tieres zu weihen. Das ist die früheste Form der Geschäfte mit den Göttern, ein Geben und Nehmen. Schon bald tauchte die Idee auf, dass je mehr Geister geopfert würden, desto besser auch die Chancen stünden, dass die Gottheit auf die Bitten hören würde. In dieser Phase war die Religion aktiv und opferorientiert. Als die Menschen anfingen in Städten zu wohnen und vom Einfluss des Landes und der Natur immer mehr getrennt wurden, wurde die Religion abstrakter. Gottesdienste und Gebete wurden der Gottheit anstelle der Opfer angeboten. Auch heute noch ist es einfach, wieder auf die alten Weisen zu verfallen und Versprechungen zu machen wie: „Gott, wenn du mich aus diesem Mist herausholst, dann werde ich die nächsten 6 Monate in die Kirche gehen!“ Die nächste Phase der religiösen Entwicklung war das Verschmelzen von unterschiedlichsten anthropomorphen Gottheiten in eine einzige anthropomorphe Gottheit, die auch einige ideomorphe oder transzendente Attribute verkörperte. Auch wenn die ritualisierten Verhaltensweisen beibehalten wurden, wurde die Religion doch passiv. Mit nur einer handvoll Priester und einer Kultfigur, die den aktiven Teil in dieser neuen Form des Geschäftes mit Gott übernahm: „Alle diese Menschen werden dich verehren und preisen und im Gegenzug wirst du mir viele Vergünstigungen erweisen“ .Das Versprechen „Alle diese Menschen werden dich verehren und preisen“ ersetzte die früheren Opfer ideomorphisch. Von diesem Zeitpunkt an nimmt die Betonung der transzendenten Teile der Gottheit immer weiter ab. Die menschliche Kultfigur wird immer mehr zu einem Idol und die grosse Masse der Menschen wird dazu ermuntert, Götzenanbeter zu werden. Denn alles, was die Kultleiter wollen, ist die Energie, die in den Gebeten und der Verehrung der Menschen enthalten ist. Sie leiten die Energie stellvertretend in Kanäle, die sie für die richtigen halten. Die Menschen werden der Interpretation des Gotteswort durch den Priester folgen, ob aufgrund eines heiligen Buches oder durch Channeling)Du kannst diesen Übergang klar im Alten Testament nachverfolgen. Die frühen Opfer werden durch Gottesdienste ersetzt. Als Abraham willens ist, seinen Sohn zu  opfern, wird ihm gesagt, dass es nicht länger notwendig ist; das goldene Kalb wird zerstört. Jehova kann sich nur  halten, weil er ein früher allgewaltiger Vulkangott war, der erst zu einem Getreidegott und später zu einer Vaterfigur transformiert wird. Er war so tief in das jüdisches Bewußtsein eingeprägt, dass er nicht ersetzt werden konnte. Die anthropomorphe Opfer-Gottheit wurde auch hier ersetzt durch eine ideomorphische Anbetungs-Gottheit.