Anders als in einem Irrgarten, wo sich richtige und falsche Wege kreuzen und verzweigen, gibt es im Labyrinth den einen Weg, der in weiter und enger werdenden Kreisen und rhythmischen Wendungen, von außen nach innen und wieder von innen nach außen führt. Dieses uralte archetypische Bewegungsmuster, dessen äußere Form in frühesten Zeiten, in so unterschiedlichen Kulturen, wie dem Nasca Plateau in Peru, den Hopi in Arizona, den Wikingern auf Island, den Kelten in Cymru und Kernow, in Ägypten, der minoischen Kultur Kretas, oder Sumatra zu finden ist, stellt eines der ältesten interkulturellen naturreligiösen Symbole der Menschheit dar.
Wer durch Labyrinth wandelt, wendet, geht weiter und kommt an – gleich den wesentlichen Konzepten wie dem Lebensweg: Krisen, Entscheidungen „die auf dem Weg sind“, einer ähnlichen Stelle wieder neu begegnen, allerdings von einem anderem Standpunkt aus betrachtend…
Wer auf dem Weg im Labyrinth nicht stehen bleibt oder umkehrt, kommt immer sicher, früher oder später, zum inneren Zentrum.
Auf den mäandrischen Wegen gehen alle mehrmals am gleichen Ort vorbei, ein Hinweis auf ewige Gesetze in Muster und Bewegung, um eine schöpferische Mitte. Das Labyrinth stellt den Weg des Menschen zu seinem inneren Selbst dar.
Wie beim Kreis und der Spirale sind die Sinnbilder uralt, die Matrix ist in der Natur zu finden, z.B. der Sonnenlauf, der Wasserstrudel, die Windhose.
Die Konstruktion für Spiralformen ist meist sehr einfach, wenn das kleine, praktische Rätsel um die heilige Mitte mal bekannt ist. Allerdings bleibt ein wesentlicher Unterschied: Für Kreis und Spirale gibt es genaue, natürliche Vorbilder wie Wellenkreise, die Anordnung von Blütenblättern einer Blume oder Schneckenhäuser. Für das Labyrinth gelten höchstens symbolische Vergleiche z.B. mit dem menschlichen Körper und seinen Organen wie Gedärme, Gehirn oder Gebärmutter. Seit Urzeiten gelten diese Organe als Sitz der Lebenskräfte, Seele oder Geist – und so ist das Labyrinth auch ein Übergang von natürlicher ursprünglicher Prägung zum kulturellen Gestaltungsprozess und der Verwandlung im Sein des Menschen.
Der Labyrinth-Tanz
Der Kreistanz wie er heute in der Folklore überliefert ist, ist ältestes Kulturgut des Abendlandes. Von der Vorzeit bis in die Anfänge des Christentums suchte der Mensch sein Leben im Jahreslauf durch Kulte und Feste in Einklang zu bringen mit der kosmischen Ordnung des Jahres, mit den Mythen von Sonne, Mond und dem Kreisen der Planeten.
Diese zyklischen Rhythmen spiegeln sich in den Tanzbildern und Tanzfiguren wieder. Der Tanz als Teil einer Einheit von Leben, Natur, Mensch und Kosmos: An Dro (Kreistanz), Plinn (Segnung des Ortes Bodenstampfen), Lord of Dance (Archetyp), Göttertanz (Spinning wheel), Jahrestanz, und viele Folkloretänze. Entsprechend den in der Natur beobachteten Strukturen, ist der Kreistanz eine harmonische Verbindung komplementärer Strukturen und Gegensätze wie Licht – Finsternis, Himmel – Erde, weiblich – männlich, Außen – Innen, Mensch – Kosmos etc.
Der Tanzende, die Tanzende ist Symbol eines Lebensbaums, eingespannt in die dem Leben zugrunde liegenden Gesetze und ihre Offenbarung in Raum und Zeit. Der Weg um die Mitte, faßt die räumliche Weite in Einheit zusammen. Dieser Mitte, dem Zentrum, entspricht das Göttliche bzw. das Innere Selbst.
Die Umwand(e)lung der Mitte führt zur inneren Wandlung, zur Erneuerung des ganzen Menschen, zur Intensivierung des ganzen Lebensprozesses. Tanzend wandelt sich der Mensch, denn Freiheit – so lehrt das Wesen des Tanzes – ist nicht die absolute Ungebundenheit und Eigenwilligkeit, vielmehr erkennt sich der Tänzer immer wieder selbst im Eingebettetsein in zeitlose Gesetzmäßigkeiten und rhythmischen bzw. kosmischen Strukturen. Auch die Schrittfolge von 2:1 oder 3:2 birgt eine uralte Weisheit (Proportionalität im goldener Schnitt) in sich.
Bei dem Spiraltanz und seinem Kult, begegnen sich die Wahrnehmungen von Zeit und Raum im menschlichen Leben und die Annäherung an das innere göttliche Wesen, welches im Transformationsprozess und der Wandlung selbst seinen Ausdruck findet: Es bewegt sich auf sein inneres Zentrum/Wesenskern/ Ideal zu. Tanz, Bewegung und Stimme schaffen eine Brücke zwischen äusseren und inneren Welten und bilden das zentrale Element menschlicher Selbstentwicklung, von der Urzeit bis zur Moderne.
Neben der SPIRALE DER VERWANDLUNG stehen rhythmische Prozesse und die Wahrnehmung des eigenen Seins im Mittelpunkt ,welche in dem Erfahrungsfeld durch das uralte interkulturelle Symbol der Spirale und des Labyrinths, praktisch durchlaufen oder durchtanzt werden können.