Berserker und Ulfhednar

In den Schriften von Asbjörn hornklofi wird der Begriff Ulfhednar neben Berserker genannt. In den Sagas werden die beiden Begriffe benutzt. Der Hunde- bzw Wolfskopf oben auf dem Helm muß als Symbol des eigentlichen Wesens der Gemeinschaft/ Familie verstanden werden (Höfler 1940,124).

Wolfsnamen

In seiner 1965 erschienenen Dissertation belegt Kurt Abels auf überzeugende Weise ein Wolfskriegertum bei den Langobarden neben dem Hundekriegertum. Es steht außer Frage, daß Wolfsnamen in Germanien und besonders bei den Indogermanen im allgemeinen gegenüber Hundenamen weitaus in der Überzahl sind. Es gibt zwei Grundtypen, die Schramm unter die Kategorien, der Maskenträger‘ und ,der Mann als Tier‘ faßt. Der erste ist der Wolf-Typ, bei dem das erste Element der Tiername ist und das zweite die Maskierung anzeigt.

Die andere. Form ist Ulfhedinn. Offenbar war dies ein Gattungsname, die Bezeichnung eines kultischen Kriegers, der zu einem Eigennamen wurde; als solcher ist er in Island seit dem zehnten Jahrhundert belegt, in Norwegen seit dem dreizehnten Jahrhundert.. Entsprechende westgermanische Formen, Wolflietan, Wolftietin, Wolfetin, sind seit dem achten Jahrhundert bezeugt.

Hedinn hieß ein kurzer Pelzmantel mit Kapuze – „keine Fellbekleidung im gewöhnlichen Sinne, sondern Kopf und Rumpf verhüllende Masken.

Hedinn ist „einer der wenigen germanischen Personennamen, die aus Beinamen entstanden sind  (nach Rosenfeld, der ihn als primären Namen ansieht) andere halten Ulfhedinn für primär und Hedinn für eine Kurzform. Nach dem Muster von Ulfliedinn sind Biarnhedinn, Skarpheöinn gebildet (im Prinzip austauschbar verwendet) häufiger findet sich jedoch der Berserker. Sowohl bärenartige Wesen als auch Krieger in Wolfskleidung sind auf Helmplatten abgebildet. Ulf  erscheint als Männername im Altisländischen, und im Althochdeutschen gibt es sein exaktes Äquivalent Wolfhetan, während ,Berserk‘ nicht als Personenname belegt ist, obwohl es in den germanischen Sprachen unzählige mit ,Bär‘ gebildete Namen gibt.

Es gibt es zahlreiche Stammesnamen, die sich auf den Wolf beziehen, sei es direkt oder als ,Deckname‘, aber keiner leitet sich vom Bären ab, während Odin, der mit Wölfen eng verbunden ist, verschiedene Bärennamen, aber keine Wolfsnamen hat. Aufgrund der literarischen und ikonographischen Belege scheint es, daß berserkr und Ulfhedinn einen Typus von kultischem Krieger bezeichnen. Wir vermuten, daß jeder Initiierte für einen bestimmten Zeitraum ein Ulfhedinn, der Berserkr hingegen das Mitglied einer Kriegerelite war. Der Wolfskrieger ist indoeuropäisch; der Krieger als Bär scheint nur germanisch zu sein. Wenn wir in der Völsungasaga lesen, sind wir erstaunt, daß eine so lange und anstrengende Einweihungsphase für eine schwierige und heroische Tat erforderlich war.

Der Dichter des Beowulf wußte über die Helden, „daß sie mit ihren Schwertern sehr viele aus dem Riesengeschlecht erschlagen haben“ (883-884).

Fitela war Sigemunds Neffe, dem er von seinen weiten Wanderungen und Heldentaten erzählt hat, von Dingen, die den Söhnen der Menschen bislang unbekannt waren. Einmal, als Fitela nicht bei ihm war, tötete er einen Drachen und gewann einen großen Schatz, wofür er weithin berühmt wurde (874-884);

Blaney merkt an, daß es keine Männer gibt, die den Wolfskriegern entsprechend teilweise Bärentracht tragen, und ebenso keine Wölfe, die den Bären entsprechen  er schließt daraus, daß die letzteren wohl die vollständige Verwandlung des kultischen Kriegers in Tiergestalten darstellen. Wie Bjarki, der in Gestalt eines großen Bären in der letzten Schlacht kämpft, ist er der „Schlachtenbär“

Die Krieger standen außerhalb der Stammesgesellschaft, unbeteiligt an deren Annehmlichkeiten und auch nicht ihren Gesetzen unterworfen. In die Schlacht stürzen sie sich, stets an vorderster Front, wie in wilder Ekstase – Es sind „magische“ Krieger Es gab auch bei den keltischen Chatten zwei Gruppen von  Kriegern : nämlich sämtliche heranwachsenden Jünglinge (wehrfähige) und  Elitetruppen (Krieger). Es gibt allen Grund zu der Annahme, daß diese Einteilung in jedem Stamm gefunden werden könnte, auch wenn sie nirgends so deutlich geschildert wird wie bei den Chatten. Zusätzlich zu den literarischen Quellen der Jugendweihen, die eine gewisse Lektüre zwischen den Zeilen erfordern, existieren reichlich  Zeugnisse von Waffentänzen (Waffenformen), wie sie Tacitus in Germania 24 beschreibt. Diese Tänze waren stilisierte militärische Manöver – ihre Bewegungen zu erlernen, war Teil der Ausbildung der junger Männer. Aus zahllosen weltweit und speziell im indoeuropäischen Raum anzutreffenden Parallelen kann erschlossen werden, daß dieses Training in Gruppen, welche durch besondere Aufgaben geschult und geweiht wurden, stattfand.(Vgl auch die Schwertertänze bez. Siebensprung)

Die Belege dafür sind im germanischen Kulturraum für die geweihten erwachsenen Krieger deutlicher; schließlich haben wir hier, außer den Angriffstruppen der Chatten, die Berserker. Letztere scheinen ebenfalls in speziellen Einheiten organisiert gewesen zu sein: In den Sagas treffen wir sie gewöhnlich in Zwölfergruppen an, und es gibt zu viele Gemeinschaften von zwölf Berserkern (!) als daß sie etwas anderes sein könnten als durch Schwur verbundene Bruderschaften.

➡ Siehe hierzu auch die Gesetze der Fianna und der Wikingerbünde

Im Fall der Berserker wissen wir, daß sie Odins Mannen gewesen sind. Alle diese Krieger jedoch, die jungen wie die älteren, waren von der übrigen Gesellschaft geschieden und einem obersten Gott geweiht. Und dieser Gott war Wodan / Odin.

Die Tatsache das ,Feige und Unkriegerische‘ sich niemals ihre Anerkennung /Einweihung verdienen, ist eine andere Sache und beinhaltet einen spirituellen Kriegerethos. Diese spirituellen Grundlagen der Kampfkünste haben nichts mit den heute existierenden Rollenspielern zu tun welche sich diesen oder jenen Namen geben und vortäuschen „Krieger“ zu sein ohne in die Grundzüge der Kriegskünste und deren spirituellen Hintergründen eingeweiht zu sein. Egal ob die Ausrüstung jetzt geschichtlich stimmt oder nicht ist die innere Reife entscheidend. Der Begriff des Kriegers schliesst dumpfes „Draufhauen“ ebenso aus wie „totalitäres Denken“ und „Rassismus“. Nach unserem Verständnis handelt es sich um ruhige, klare und besonnene Menschen welche Ihr Leben den Kampfkünsten geweiht haben.

Der Gott, der bei den Germanen Wodanaz genannt wurde, war zweifellos einmal unter verschiedenen Namen bei verschiedenen Stämmen bekannt. Der Gott Semno, den Polome (1992) als Gott des Semnonenhaines (Germania 30) erwähnt, könnte einer davon gewesen sein, so wie viele Beinamen Odins stammesspezifische Namen von männerbündischen Göttern gewesen sein dürften. Diese Namen und Ihre Bedeutung geben ziemlich genaue Auskunft über die Aufgaben und Eigenschaften des obersten Gottes.