Die Wicca Hexentradition in der Naturreligion

Der Rat der Hexen. repräsentiert von 128 Gruppen weltweit, definierte 1972 moderne Magie im Sinne der Erfahrungswelt der westlichen Zivilisation und berücksichtigte die speziellen Bedürfnisse dieses Kulturpreises. Auch wenn der Rat in seiner ursprünglichen Form nicht mehr existiert halten sich die meissten traditionellen Gruppen weiterhin an diese Definition. Wir sind nicht gebunden an die Gebräuche früherer Zeiten und Kulturen und beugen uns keiner Autorität oder Macht jenseits der Göttlichkeit, die sich durch unser eigenes Sein manifestiert.

Wir respektieren alle lebensbejahenden Lehren und Traditionen und sind bereit, von allen zu lernen und das so gewonnene Wissen in der weltweiten Gemeinschaft der Hexen zu verbreiten. Wir bekennen uns zu einer Geisteshaltung der Freundschaft und Kooperation und verpflichten uns, die folgenden Grundsätze gewissenhaft tu befolgen. Mit dieser Geisteshaltung ist keine Duldung im Fall einer Machtübernahme von Seiten destruktiver Kräfte verbunden, ebenso wenig eine Duldung der Verfolgung unserer Mitglieder durch Andersgläubige, deren Überzeugungen im Widerspruch zu unseren eigenen Grundsätzen stehen. Der Ausschluss destruktiver Elemente gestattet uns, jeden aufrichtig interessierten Menschen an dem von uns erarbeiteten und überliefertem Wissen und den damit verbundenen Praktiken teilhaben zu lassen, ungeachtet der Rasse, Hautfarbe, Herkunft oder sexuellen Orientierung, des Geschlechts oder des Alters.

Dementsprechend verlangen wir, dass Mitglieder unserer Gemeinschaft folgende Grundsätze anerkennen:

  1. Wir vollziehen Riten, um uns dem natürlichen Rhythmus der Lebenskräfte anzugleichen, die von den Mondphasen markiert sind.
  2. Wir wissen, dass unsere Intelligenz uns eine einzigartige Verantwortung für unsere Umwelt aufträgt. Wir streben nach einem Leben im Einklang mit der Natur und im ökologischen Gleichgewicht, das Kreaturen auf allen Entwicklungsstufen des Bewusstseins Wohlbefinden und Erfüllung garantiert.
  3. Wir halten eine Macht für universell wirksam, die allgemein verleugnet wird. Da diese Macht um vieles weiter reicht als gemeinhin angenommen, wird sie als »übernatürlich« bezeichnet; wir aber sehen in ihr das naturgegebene, allem innewohnende Potenzial.
  4. Die Schöpferkraft im Universum manifestiert sich in Form einer Polarität – zwischen den maskulinen und femininen Kräften. Wir glauben, dass dieselbe Schöpferkraft in allen Menschen existiert und durch den Austausch zwischen dem männlichen und dem weiblichen Prinzip ganz natürlich zum Ausdruck kommt. Wir bewerten keine dieser beiden Kräfte als höher oder niedriger, da beide sich gegenseitig bedingen und unterstützen. Wir schätzen die Sexualität als naturgewollt, als Sinnbild und Verkörperung der Lebenskraft und als eine Kraftquelle bei magischen Praktiken und religiösen Andachten.
  5. Wir erkennen sowohl das äußere Weltreich als auch die inneren, psychische Welten als real an, wie auch immer letzteres bezeichnet werden mag: als Geisteswelt, kollektives Unbewusstes, innere Ebene und so weiter. Auf den Austausch zwischen diesen beiden Welten gründen sich unsere magischen Praktiken und psychische Phänomene aller Art. Wir vernachlässigen keine der beiden Dimensionen des Seins und Bewusstseins, sondern begreifen beide als unabdingbar für ein erfülltes, sinnvolles Leben auf Erden.
  6. Wir erkennen keine autoritäre Hierarchie an, dennoch ehren wir unsere Lehrer, respektieren alle, die ihr Wissen und ihre Weisheit weiter vermitteln, und bestätigen die Verdienste derjenigen, die den Mut hatten, uns zu unterweisen.
  7. Wir halten Spiritualität, magische Fähigkeiten und Lebensweisheit für eine untrennbare Einheit innerhalb unseres Wissenssystems, das wir als Naturreligion, Zauberkunst, Hexerei oder Wicca bezeichnen.
  8. Nicht das Wort »Hexe« macht uns zur Hexe, ebenso wenig wie unsere Herkunft, Ehrentitel, Verdienste oder Einweihungsgrade. Als Hexen fühlen wir uns dazu aufgerufen, die Vitalkräfte in unserem eigenen Inneren zu kontrollieren, um ein harmonisches und weises Leben zu führen, ohne anderen dabei zu schaden.
  9. Es ist die Bejahung und Erfüllung des Lebens, die dem Universum, wie wir es kennen, und der Rolle, die wir darin spielen, in der Fortentwicklung von Evolution und Bewusstsein Bedeutung verleiht.
  10. Wenn wir das Christentum oder eine andere Glaubensrichtung ablehnen, dann nur insofern, als ihre Institutionen Anspruch auf den »einzigen und alleingültigen Weg« erheben und danach streben oder strebten, Andersgläubigen die freie Ausübung ihrer religiösen Praktiken zu  untersagen, diese zu erschweren oder sie gewaltsam zu verhindern.
  11. Debatten über die Vorgeschichte der Gemeinschaften fassen wir nicht als Bedrohung auf, ebenso wenig wie den Streit um die Herkunft einschlägiger Begriffe oder die Legitimität der Praktiken verschiedener Orden und Gruppierungen . Unser Augenmerk richtet sich auf unsere Gegenwart und Zukunft.
  12. Wir akzeptieren kein Konzept des »absoluten Bösen« und verehren auch kein als »Satan« oder »Teufel« bekanntes Wesen, wie es die christliche Tradition definiert. Wir streben nicht danach, uns Macht durch die Leiden anderer anzueignen, noch glauben wir, dass wir persönliches Wohlergehen durch die Verleugnung anderer Glaubensrichtungen und Ansichten erreichen können.
  13. Wir streben im Rahmen der Naturgesetze nach allem, was unserer Gesundheit und unserem Wohlbefinden auf jeder Ebene zuträglich ist.

Die heutigen Hexen und Magier sind die Jüngsten in einer langen Reihe von magischen Vorfahren, die ihnen vorangegangen sind und ihr Leben in den Dienst der Naturreligion gestellt hatten. Es seien hier einige beim Namen genannt, die sich mit rückhaltlosem Einsatz um unseren Glauben verdient gemacht haben. Jeder von ihnen hat einen außerordentlichen Beitrag zur Entwicklung unserer Gemeinschaften geleistet und/oder lange und hart für die Grundrechte gearbeitet, die wir heute für selbstverständlich halten:

Cruithnair Feasal, George Pickingill, Margot Adler, Eliphas Levi, Paracelsus, Graf v. Saint Germain, Wolfgang v. Goethe, Friedrich v. Schiller, Rudolf Steiner, Freiherr v. Knigge, Patricia Crowther, Leopold Engel, Heinrich Heine, Alex Sanders, Gerald Gardner, Meister Therion, Austin Osman Spare, Gregor A. Gregorius, Mstr Telespharos, Raymond Buckland, Scott Cunningham, Janet und Stewart Farrar, Das Ehepaar Frost, Dr. Leo Martello,  Doreen Valiente,  Sibyl Leek, und viele andere

Am 22. Mai 1988 hat die amerikanische »Gemeinschaft der Hexen« folgende Resolution auf der Versammlung der Alten Religionen in Nordkalifornien verabschiedet. Obwohl dieses Dokument zunächst heftig umstritten war, hat die Mehrzahl der größten heidnischen Organisationen und Hexenorden die letzte Version des mehrfach umgeschriebenen Traktats irgendwann anerkannt. Dort heißt es unter anderem:

»Wir, die Unterzeichnenden, praktizieren eine positive, lebensbejahende Religion, die unsere Heilung und die des Planeten zu ihrem höchsten Ziel macht. Als Gläubige der Erdreligion befürworten wir keine Aktivitäten, die anderen schaden, selbst wenn sie legal sind. Da es eines unserer Grundprinzipien ist, niemandem Böses zu tun, verurteilen wir jedwede Form der Kindesmisshandlung, des sexuellen Missbrauchs und alle sonstigen Maßnahmen, die den Körper, den Geist und die seelische Integrität eines Individuums verletzen. Wir unterstützen die Opfer solcher Verbrechen mit Gebeten und therapeutischen Heilmitteln. Wir erkennen die göttliche Wesensnatur der Mutter Erde an und verehren sie, und wir vollziehen unsere Riten und Andachten auf ethische, mitfühlende und vom Grundgesetz geschützte Weise. Den christlichen Teufel erkennen wir in unseren Pantheons nicht als existente Wesenheit an, noch huldigen wir dieser satanischen Gottheit. Wir lassen nicht zu, dass unsere Gebetsstätten, Gläubigen oder Glaubensgemeinschaften verleumdet und verfolgt werden, und sind bereit, unsere Bürgerrechte mit allen Rechtsmitteln zu verteidigen.«

Die »Unterzeichnenden« waren Hexen und Heiden aller Richtungen, und damit zeigt dieses Traktat, dass es genug Aktivisten unter uns gibt, die gewillt sind, ihr Ego hintenanzustellen und einträchtig für das Gemeinwohl zu arbeiten.

Unser grösstes Problem heute sind allerdings nicht die Verfolger und Verleumder, mit denen wir uns seit Jahrhunderten auseinandersetzen müssen. Sie sind auf den zweiten Platz zurückgefallen und schieben sich nur vorübergehend immer wieder an die erste Stelle. Nein, die größten Schwierigkeiten entstehen durch das eifersüchtige Gerangel in den eigenen Reihen und den Profilneurosen derer die nicht traditionell eingeweiht wurden oder sich zum Schein mit falschen Titeln schmücken, die Ihnen gar nicht zustehen.

So entsteht immer wieder das grauenhafte Bild, das von den Medien nur allzugern aufgeschnappt wird und unsere Schwestern und Brüder zu “New Age Deppen „ macht. Jede traditionelle Gruppe verleiht daher schon immer sogenannte Cartas, die Ausbildungen sowie Einweihungen bestätigen. Diese sind der Nachweis, das die Personen entsprechend authorisiert sind zu lehren. Ich weise deshalb darauf hin, damit Sie nicht schnurstracks in dieselbe Falle tappen, wie viele andere. Heutzutage gibt es allerhand geldgierige und skrupellose Menschen, die Naturreligion als Mittel sehen um schnell zu Geld zu kommen. Mit Plastik-Tierschädeln oder als „Gott“ verehrt mit goldenem Geweih oder als Priesterschaft Europas vertreten sie eine Tradition, von der sie keine Ahnung haben, vergeben Einweihungen an die zahlungskräftigsten Kunden und grössten Duckmäuser und Schleimer. In Ihrer selbstgebastelten Religion feiern sie kultisch zu den Zeiten die Ihrem Wohnzimmerglauben am meisten entgegenkommen und schrecken selbst davor nicht zurück, das christliche Walpurgisfest am ersten Mai zu feiern, anstatt zu den kosmischen Zeiten oder sich gar als „christliche Hexen“ zu bezeichnen. Als die Resolution herausgegeben wurde, dachte ich: Großartig, all diese Leute arbeiten gemeinsam daran, ein positives Image von der Naturreligion zu verbreiten. Nicht, dass solche Bemühungen zum ersten Mal stattfinden, aber die Allgemeinheit schluckt die nüchterne Wahrheit nicht so leicht wie sensationslüsterne Lügengeschichten, und insofern ist jede Aufklärungsaktion besser als trotziges Stillschweigen. Lasst uns alle dafür sorgen, dass die Wahrheit ans Licht kommt!