Baumpflanzungen des Yggdrasil – Kreises

Pflanz einen Baum!

Und kannst du auch nicht ahnen,
wer einst in seinem Schatten tanzt;
Bedenk oh Mensch, es haben deine Ahnen,
eh sie dich kannten, auch für dich gepflanzt.

Alois Bernatzky

 

Seit November 1993 haben sich Freunde des Yggdrasil Kreises 13x in den Wäldern des Hintertaunus im Usinger Land getroffen, um mit heil(ig)en Gedanken Bäume zu pflanzen. Hier eine Dokumentation, um sich der vielen Plätze bewusst zu machen:

November 1993

starker Bodenfrost verhindert die erste geplante Baumpflanzung;  Mensch muss sich der Natur anpassen; eine Winterwaldexkursion wurde alternativ durchgeführt.

Frühjahr 1994

Im Zeilbornerheck entsteht in einem Forstschutzzaun auf einer Fichtenwindwurffläche ein Mischwald mit 300 Traubeneichen, 100 Wildkirschen, 70 Hainbuchen, 190 Winterlinden, 75 Bergulmen, 50 Haselnüssen. Mittlerweile haben sich noch Salweiden, Birken, Buchen, Kiefern und Fichten dazugesellt. 2001 führten wir die erste Baumpflege durch, um die selteneren Baumarten von unmittelbaren Bedrängern freizustellen.

Zum Abschluss der ersten Baumpflanzung wird ein Eibenkreis in einem Buchenwald gepflanzt, die Bäume mit einer Drahthose gegen Wildverbiss geschützt.

Herbst 1994

Am Kolbenroth entsteht ein Baumhorst mit Bergahorn und Bergulme im Schutzzaun auf einer Windwurffläche von 1990.

Frühjahr 1995

Eine Kahlfläche, entstanden 1993 durch Borkenkäferfraß an Fichte, erhält einen Waldinnenrand aus Bergahorn und Spitzahorn, die mit Baumschutzhüllen an Pfosten befestigt geschützt werden.

Herbst 1995

Der Kolbenroth, ein vor den Orkanen 1990 ausschließlich mit gleichalten Fichten bestandenes 25 ha großes Gebiet oberhalb von Pfaffenwiesbach, erhält einen Wildkirschenkreis, der mit einem Hordenzaun gegen Wildverbiß geschützt wird.

Herbst 1996

Am Wormstein entstehen auf einer Fichtenwindwurffläche 5 Baumkreise aus Bergahorn, Spitzahorn und Eschen, die wiederum mit Pfosten und Baumschutzhülle versehen werden müssen.

Frühjahr und Herbst 1997, Herbst 1998 und Herbst 2000

Am Kolbenroth wird ein Waldrand mit Bergahorn, Bergulmen, Spitzahorn, Eschen und Rosskastanien bereichert, Baumschutzhüllen und Pfosten sind obligatorisch.

Herbst 1999

In der Schweinehardt bepflanzen wir den Waldrand mit Bergahorn, Spitzahorn und Eschen, wieder mit Schutzhüllen und Pfosten.

Herbst 2001

Am Wehrholz entsteht ein Bergahornkreis und wird mit Bergulmen, Eschen und Spitzahornen ergänzt, mit Baumschutzhüllen und einer Barriere aus abgeschnittenen Birken vor Hirsch- und Rehverbiß geschützt.

Herbst 2002

Am Frauenrain wird mit etwa 20 TeilnehmerInnen ein gemeinsames Baumpflanzungsritual mit Linden durchgeführt. Zeremonienmeister ist Fearrac Dearraich. Die Erfahrung ist sehr beeindruckend. Die Zeremonie wird begleitet von kräftigen Regenschauern, Sonnenschein und Regenbögen. Wir sind gespannt, wie der auf einem schwierigen Standort als Ersatzpflanzung für vertrocknete Robinien und Weißerlen gedachte Lindenkreis sich entwickeln wird.

29. März 2003

Ich habe beschlossen jede Pflanzungsaktion mit einem Ritual zu umrahmen. Diesmal pflanzen ca. 15 TeilnehmerInnen einen kleinen Wald aus Eichentrupps mit Hainbuchen, Wildkirschen, Ebereschen und Haselnüssen, insgesamt 375 kleine Bäumchen, in einem Wildschutzzaun. Die Pflanzung auf der höchsten Kuppe des Kolbenroths über Pfaffenwiesbach bedeutet quasi den Abschluß der 10-jährigen Wiederaufforstung einer Sturmwurffläche von 1990: ein 30 ha großes reines Fichtenwaldstück  aus dem Gedankengut der Reinertragswirtschaft ist transformiert in einen
abwechslungsreichen Mischwald mit mindestens 20 verschiedenen Gehölzen.

Herbst 2003

Der Boden ist zu trocken zum Pflanzen, wir haben den heißesten und regenarmsten Sommer seit langem hinter uns. Viele Bäume haben gelitten, den wahren Schaden wird man erst nächstes Frühjahr sehen können. Stattdesen haben wir eine der ersten Pflanzungen besucht und freigestellt. Erstaunlich wie unterschiedlich das Wachstum der Bäume ausfällt, während manche bis zu vier Meter hoch sind und eine stattliche Krone bilden konnten, sind andere der gleichen Baumart, in diesen zehn Jahren, nur halb so groß geworden.

Seit 2002 werden im Sommer ein Baumhegetag durchgeführt, um jeweils ein bis zwei frühere Pflanzplätze aufzusuchen und bedrängende Vegetation zurückzuschneiden, Baumschützer zu kontrollieren, Wildbarrieren zu errichten und mit den Plätzen im energetischen Austausch zu bleiben.

Auch wenn  die jeweils bepflanzte Fläche von im Durchschnitt 0,15 Hektaren recht wenig scheint, im Angesicht der 1100 Hektar Waldfläche meines Forstrevieres, und auch die Zahl der gepflanzten Bäume Forstprofis schmunzeln lassen könnte – der Kreis pflanzt im Durchschnitt pro Aktion 40 bis 70 Bäume – so zählt hier die Qualität der Aktion für mich mehr als die Quantität. So gehört zu den Baumpflanzungen des Yggdrasil-Kreises das Spiel der Harfe während der Pflanzung genauso dazu, wie der Segensspruch zu Beginn und die Abschlussrunde am Feuer mit Gedichten und Liedern am Ende der Pflanzung. Wichtig ist die innere Haltung, mit der ein Baum gepflanzt wird.

Auch kleine Tropfen füllen mit der Zeit ein Gefäß, so kann sich die Gesamtbilanz schon sehen lassen:

In 9 Jahren wurden an 14 Orten insgesamt 2068 Bäume gepflanzt, die eine Fläche von etwa 2,0 ha einnehmen. Es ist ein Netzwerk von  14 Plätze entstanden, die energetisch miteinander verbunden sind und auf den Raum auszustrahlen.

Die Plätze befinden sich alle in öffentlichem Gemeindewald und sind zu Fuß gut zu finden.

Mich als Waldmenschen und Förster freuen diese regelmäßige Aktionen sehr. Sie sind wie kleine Lichtfunken im Wald, Handeln, dass nicht durch Gewinnmaximierung und Profitstreben motiviert ist.

Großvater hat den Baum gepflanzt,
mein Vater hat herumgetanzt,
ich sehe unter seinen Blättern,
wie oben meine Jungen klettern.

L. Wienecke